Der Fall Casalia
Wenn die Aussicht plötzlich Beton wird
✈️🏝🧱 Persönlich betroffen – politisch beleuchtet
Folge 1: Die Aussicht, die nicht mir gehört
Der Fall „La Casalia“ – und was er über Nordzyperns Bausystem verrät
🪟 Wie alles begann: Eine Aussicht aufs Meer
Ich hatte sie:
Diese seltene Kombination aus Intuition, Recherche und Glück.
Ein Apartment mit unverbaubarem Meerblick – laut Plan, laut Verkäufer, laut Gefühl.
Ich habe mich abgesichert.
Nachgelesen. Nachgefragt. Gespräche geführt.
Die Zone vor meinem Fenster war nicht bebaubar. Kein Hochbau. Keine Wand zwischen mir und dem Horizont.
Und dann kam La Casalia.
Ein Projekt der Döveç Group – 3-stöckig. 10 Meter vor meiner Nase.
Und meine Aussicht? Weg.
🏗️ Und plötzlich war alles genehmigt
Ich fragte nach.
Die Gemeinde: „Da können wir nichts machen – das kam von oben.“
Von oben? Heißt: Ministeriumsebene. Sondergenehmigung. Ausnahme. Investorenschutz.
Döveç?
Schweigt. Baut. Wirbt. Mit Aussicht – meiner ehemaligen.
Was bleibt, ist das Gefühl:
„Ich habe gekauft, bezahlt, vertraut – und keine Kontrolle.“
🧠 Was dieser Fall über das System verrät
La Casalia ist kein Einzelfall.
Es ist ein Symptom eines größeren Musters:
🔍 1. Übergeordnete Entscheidungen hebeln lokale Rechte aus
→ Selbst wenn eine Gemeinde ablehnt – kann eine politische Entscheidung „im Staatsinteresse“ alles kippen.
💼 2. Große Investoren genießen Narrenfreiheit
→ Wer viel baut, darf fast alles. Sichtlinien, Nachbarschaftsrechte, Küstenzonen – zweitrangig.
🏘️ 3. Eigentum schützt nicht vor Enteignung durch Entwertung
→ Deine Wohnung bleibt dir – aber was du dachtest, damit zu haben (z. B. Aussicht, Ruhe, Lebensqualität), kann verschwinden, ohne dass du es stoppen kannst.
🤔 Und wer soll da wohnen?
La Casalia ist ein Luxusprojekt. 402 Einheiten.
Und genau wie viele andere neue Anlagen in Nordzypern stellt sich die Frage:
Wer soll hier eigentlich wohnen?
- Russen? Ausgebremst.
- Israelis? Politisch unerwünscht.
- Europäer? Ohne Aufenthaltsrecht, ohne Illusion.
- Türken? Wollen keine teuren Betonboxen – sie wollen Heimat.
👉 Und trotzdem wird gebaut.
Nicht, um bewohnt zu werden – sondern um Geld zu bewegen, Land zu sichern, Macht zu markieren.
🧘♀️ Laydies Fazit:
„Ich habe für den Blick aufs Meer bezahlt – und bekomme die Rückwand eines Marketingversprechens.“
Und nein, das ist nicht nur Pech.
Es ist Teil eines Systems, das dich erst lockt, dann austauscht – und zum Schweigen bringt.
🪪 Die Serie geht weiter…
In der nächsten Folge von
„Persönlich betroffen – politisch beleuchtet“:
👉 Wie ein simples Grundbuch dich in einen kafkaesken Tanz mit Behörden, Steuern und Verwirrung verwickeln kann – und warum das System davon profitiert.
📑 Persönlich betroffen – politisch beleuchtet
Folge 2: Das Grundbuch, das niemand versteht
Wie Eigentum in Nordzypern zur Stolperfalle wird – und wer daran verdient
🏡 Der Schein vom Eigentum
Wenn du etwas kaufst, gehört es dir – oder?
In Nordzypern lautet die Antwort:
„Kommt drauf an. Aufs Gesetz. Auf den Zeitpunkt. Und auf deinen Pass.“
Ich habe ein Apartment gekauft. Mit Vertrag. Notariell. Bezahlt.
Und dachte: Jetzt bin ich Eigentümerin.
Aber das Grundbuch sagt:
„Moment mal… Wer sind Sie noch gleich? Dürfen Sie überhaupt kaufen?“
🕳️ Die Grundbuch-Falle in drei Akten
🧱 Akt 1: Damals ging es einfach – heute plötzlich nicht mehr
Früher reichte es, auf einem Sammeltitel zu stehen.
Kein Eintrag auf deinen Namen, kein Einzelgrundbuch – Hauptsache, die Anlage war gebaut.
Heute?
→ Individueller Grundbucheintrag Pflicht.
→ Ohne Eintrag:keine Erlaubnis zu verkaufen, in manchen Fällen keine Aufenthaltsverlängerung, kein Stromanschluss auf deinen Namen, und noch einiges wird (fast) unmöglich
Und der Clou:
Für den Eintrag brauchst du – Überraschung! – Geld. Viel.
💸 Akt 2: Von 3 auf 12 % – die Steuer, die keiner kommen sah
Plötzlich wurde die sogenannte „Transfersteuer“ , d.h. der Eintrag im grundbuch – zählt der Überhaupt? (neues Thema)erhöht:
Von 3 auf 12 Prozent des Immobilienwerts.
Nicht vom gezahlten Preis.
Sondern vom offiziell geschätzten Marktwert – der meist höher liegt.
Beispiel: Eine Wohnung, gekauft für 80.000 £, wird vom Amt mit 120.000 £ bewertet → 14.400 £ Steuer.
Und niemand hat’s vorher gesagt.
Nicht der Verkäufer. Nicht der Makler. Nicht die Gemeinde.
📎 Akt 3: Bürokratie als Strategie
Du brauchst:
- Steuernummer
- Nachweise
- Übersetzungen
- Genehmigungen
- einen Anwalt
und manchmal auch: Nerven wie Beton.
Der Weg ins Grundbuch ist kein Verwaltungsakt.
Es ist ein Initiationsritus.
Ach ja, und der Bauträger spielt auch noch mit….
🧠 Was das über das System sagt
Diese Hürden sind kein Versehen. Sie sind System.
Denn:
- Solange du nicht im Grundbuch stehst, bist du nicht vollständig abgesichert.
- Solange der Staat das verzögert, hat er keinen Aufwand – aber alle Kontrolle.
- Und solange du zahlst, ist deine Unsicherheit seine Einkommensquelle.
Paul sagt:
„Wenn dein Eigentum erst gilt, wenn du drei Rätsel gelöst hast, dann ist es kein Eigentum. Es ist ein Mietvertrag mit Schleife.“
🧘♀️ Laydies Fazit:
„Ich habe gedacht, ich kaufe ein Zuhause.
Und bekam ein Abenteuer mit Steuerbescheid, Formularpanik und Amtsblindheit.“
📬 Vorschau auf Folge 3:
🎯 „Visa, Verlängerung & Verwirrung“
→ Warum Aufenthaltsgenehmigungen in Nordzypern manchmal mehr mit Politik als mit Papierkram zu tun haben – und wie leicht du von Bewohner zu Unerwünscht wirst.
Und dennoch – du weißt schon, was jetzt kommt…..
️