
Authentisch lächeln bei Systemversagen – wenn selbst die KI schon durch ist
Kennst du das?
Du hast dir Mühe gegeben. Richtig Mühe. Klar formuliert, sauber geplant, vielleicht sogar mit leiser Hoffnung auf Entlastung. Und dann passiert’s: Du bekommst eine Rückmeldung, die so daneben ist, dass du denkst – „Hab ich in eine andere Sprache gesprochen?“
Mir ist das passiert. Mit einer Künstlichen Intelligenz. Ich hatte präzise Anweisungen gegeben. Dachte, ich könnte loslassen. Und was kam zurück? Schrott. Nicht aus Bosheit. Einfach… Schrott.
Und in dem Moment war klar: Es geht nicht nur um Technik. Es geht um etwas Tieferes. Um das, was viele von uns täglich erleben – beruflich wie privat. Das funktionieren müssen, obwohl längst nichts mehr schwingt. Burnout durch Funktionieren – ein stilles Phänomen, das oft gar nicht so aussieht.
Drei Frauen. Drei Systeme am Limit.
EVA, CHRIS und ANTJE. Drei Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten – und doch in einem Punkt vereint sind: Sie tragen. Sie halten. Sie leisten. Jede auf ihre Art. Sie sind die, auf die man sich verlässt. Die, die nicht wackeln. Die, die weitermachen, wenn andere längst aufgegeben haben. Starke Frauen am Limit – aber nach außen souverän wie immer.
EVA denkt: „Wenn ich nicht alles im Blick habe, geht es schief. Es gibt niemanden, der wirklich einspringen könnte. Aber ich darf das nicht sagen. Ich darf nicht schwach wirken. Ich darf nicht der Grund sein, warum etwas zusammenbricht.“ Und gleichzeitig hofft sie, dass irgendwann jemand merkt, wie viel sie wirklich stemmt – ohne es jeden Tag aufs Neue zu beweisen.
CHRIS denkt: „Alle schreien nach mir. Sie wollen, dass ich regele, vermittle, organisiere. Aber wenn es darum geht, selbst Verantwortung zu übernehmen, passiert – nichts. Ich halte das alles zusammen, und keiner merkt, dass ich selbst schon kaum noch stehen kann.“
ANTJE denkt: „Ich bring Energie, Struktur, Ideen – und rede gegen eine Wand. Ich halte Keynotes, aber es sitzen Zombies im Publikum. Sie klatschen, aber sie kapieren nichts. Und manchmal frage ich mich: Bin ich zu klar – oder sie zu hohl?“
Am Anfang war nur ein Gefühl. Ein feines, leises Reiben. Ein inneres „Da stimmt was nicht.“ Es knirschte. Und es knirschte nicht erst seit gestern. Aber Worte gab es dafür noch keine.
Dann kam die Angst:
Was passiert, wenn ich nicht mehr funktioniere?
Was, wenn sie merken, dass ich nicht mehr will? Oder kann?
Was, wenn ich wirklich die Hosen runterlasse?
Und dann: Diplomatie statt Klartext
Sie alle spürten, dass sie an der Grenze waren. Dass das alte Spiel aus Reiß-dich-zusammen, durchhalten und bloß-keinen-enttäuschen nicht mehr trug. Aber aussteigen? Einfach so sagen, was los ist? Das war gefährlich. Zu viel stand auf dem Spiel: Ansehen, Verträge, Strukturen, Sicherheiten. Funktionieren im Job war für sie längst zur Überlebensstrategie geworden.
Und so fingen sie an, sich diplomatisch heranzutasten. Noch keine echte Offenbarung, aber ein erstes Vorfühlen. Eine Strategie, mit der sie sich herausziehen konnten, ohne direkt NEIN zu sagen… und alle das Gesicht erst einmal bewahren konnten.
EVA denkt: Vielleicht sollte ich das Thema Vertretung ins Spiel bringen. Nur für den Fall – rein zur Sicherheit des Chefs, versteht sich…
CHRIS fragt sich: Was, wenn ich den Kollegen die Aufgaben als Spiel „verkaufe“? Vielleicht spielen sie dann endlich mal mit – ohne zu merken, dass es eigentlich um Verantwortung geht…
ANTJE bastelt gedanklich an einem neuen Format – nicht aus Innovationslust, sondern aus Überlebensinstinkt.
Was sie nicht wissen: Jede denkt, sie sei die Einzige, der es so geht.
Kollektiver Burnout – Das Schweigen im System
Und dann – nachdem sie es ausgesprochen haben, jede auf ihre Weise – passiert… nichts.
Kein Applaus. Kein Drama. Kein Erdrutsch.
Nur Stille.
Eine dieser stillen Pausen, in denen alle wissen, dass etwas nicht mehr stimmt – aber keiner genau sagen kann, was jetzt zu tun ist.
Doch dann: Resonanz. Leise. Ein Fragen. Ein Nicken. Eine Zustimmung – so halblaut, so beiläufig. An der Kaffeemaschine. Zwischen zwei Mails. Zwischen zwei Schlucken Mut.
Langsam dämmert es: Vielleicht sind wir gar nicht allein. Vielleicht ist das, was wir für unser persönliches Scheitern hielten, nur der sichtbare Teil eines viel größeren Phänomens.
Ein System, das nur funktioniert, wenn alle weiter funktionieren. Und in dem genau das niemand mehr richtig kann. Aber alle tun so, als ginge es noch. Und wenn eine strauchelt, springen die anderen ein – statt mal zu fragen:
„Willst du überhaupt noch weiter?“
Der radikale Akt: Die Hosen runterlassen
Nicht im Drama. Nicht als Rücktritt. Sondern als echter, erster Satz. Ohne Fassade. Ohne Coaching-Gelaber. Ohne Angst vor dem Pickel auf der perfekten Performance.
Die drei Frauen sagen, was wirklich ist. Ohne Filter. Ohne Stolz.
EVA:
„Ich kann nicht alles halten – und ich will auch nicht mehr. Ich will nicht mehr für alles den Kopf hinhalten.“
CHRIS:
„Ich soll die Welt retten, während die selbst den Arsch nicht hochkriegen? Ich will mal selbst… ja – selbst irgendwo ankommen.“
ANTJE:
„Klar will ich gebucht werden. Aber Perlen vor die Säue? Ich will nicht mehr brillieren in leeren Räumen.“
Und in dem Moment, wo sie das sagen, entsteht etwas: Kein Plan. Kein Programm. Aber ein echtes Echo. Ein Raum, in dem sich niemand mehr verstecken muss – auch wenn das Gefühl noch keinen Namen hat.
Epilog – Tichy im Park
„Und in der dritten Nacht, als ich mich, natürlich wieder als Roboter verkleidet, mit meiner Stulle in den Park schlich, hörte ich Schmatzen hinter den Büschen. Und dann noch mehr. Und noch mehr. Und ich begriff: Ich bin nicht der Einzige.“
Stanislaw Lem, Sterntagebücher, Elfte Reise
Lems Szene zeigt: Alle funktionieren – und keiner redet drüber.
Aber wenn einer den Anfang macht… dann raschelt es plötzlich überall im Gebüsch.
Vielleicht ist das keine Revolution.
Aber ein Anfang.
Ein Anfang – wenn wir unserem Gefühl folgen.
Wenn wir noch fühlen können. Oder dürfen.
Ein Anfang – wenn wir unserem Gefühl folgen.
Wenn wir noch fühlen können. Oder dürfen.
💬 Was bringt dich gerade an deine Grenze?
Kennst du dieses leise Knirschen im System?
Dann schreib mir. Oder lies weiter – manchmal ist der erste Schritt nur ein leises Rascheln im Gebüsch.
ODER: Wann hast Du Dich das letzte Mal getraut, etwas echtes von Dir zu sagen? Schreib es in die Kommentare, so als Ermutigung.