
đź’§ Wasserpumpe kaputt. Alles versucht. Dann gedreht.
Ich hab’s geahnt.
Die Pumpe war kaputt, oder zumindest: kurz vorm Kreischen.
Das Geräusch ging durch Mark und Bein – wer’s kennt, weiß, was ich meine.
Aber ich dachte: Wird schon jemand reparieren, wenn ich es fordere.
Doch ich bin ja nicht erst seit gestern hier auf Nordzypern.
Ich weiß, wie’s läuft. Oder eher: wie’s eben oft nicht läuft.
Also hab ich mich entschieden, das Ganze als Spiel zu sehen.
Nicht zynisch. Aber wach.
Welche Register ziehen? Was funktioniert? Was eher nicht?
Ich hab nicht gehofft – ich hab getestet. Halb ernst, halb strategisch.
Denn ich wusste: Nichts tun macht mich mĂĽrbe. Zu viel Druck macht alles kaputt.
Also: schauen, beobachten, ausprobieren. Und am Ende eine klare Grenze setzen.
đź§° Was ich alles versucht habe:
- Sachlich gewarnt: „Das Ding klingt nicht gut, könnte bald kaputt sein.“
- Verantwortung ins Spiel gebracht: „Wenn’s durchläuft, droht Schaden am Gebäude.“
- Empathie aktiviert: „Ich kann nachts nicht schlafen – das ist wirklich belastend.“
- Beziehungsbrücke gebaut: „Ich weiß, ihr habt viel zu tun. Vielleicht mal nebenbei?“
- Doppelt genervt: Beide Zuständigen gleichzeitig angesprochen – damit keiner sich rausreden kann.
- Deutscher Werte-Appell: „Ich finde es gut, dass Sie sich kümmern – das ist wichtig.“
- Beweise geliefert: Fotos, Videos, genaue Uhrzeiten.
- Vertrauen betont: „Ich lüge Sie nicht an – sowas erfinde ich nicht.“
- Kulturelle Einordnung: „Ich kenne Nordzypern. Ich spinne nicht rum, ich passe mich an.“
- Klar wütend geworden: „Yavaş yavaş ist vorbei. Jetzt reicht’s.“
- Letzte Karte gespielt: „Ich dreh den Hahn ab – mir ist jetzt alles egal.“
⚙️ Und warum das alles nötig war:
Die Systemlogik dahinter – oder warum Vernunft oft ins Leere läuft
Auf Nordzypern gibt es vieles – aber keine direkte Kommunikation im deutschen Sinne.
Ein klares Nein? Gibt’s nicht.
Ein verlässliches Ja? Auch nicht.
Stattdessen:
- Floskeln
- Versprechungen ohne Timing
- Höfliches Weglächeln
- „Wir schauen mal“-Mentalität
- Und wenn’s gut läuft: eine spontane Lösung. Wenn.
Hier gilt:
- Probleme werden nicht gelöst, sondern verlagert
- Verantwortung bedeutet Gesichtsverlust – also lieber vermeiden
- Planung, Struktur, Logik? Wird oft vorgespielt, aber nicht durchgehalten
- Klartext wird als Angriff gewertet
- Konsequenz als Bedrohung
- Und wer insistiert, gilt schnell als „zu viel“
🎯 Was also tun?
Wenn du etwas willst – wirklich willst – dann brauchst du:
- Geduld mit wachem Blick
- Klarheit ohne Angriff
- Flexibilität im Ton – aber Härte in der Sache
- Und am Ende:
Eine Handlung, die nicht ignoriert werden kann
Denn:
Manche Systeme reagieren nicht auf Vernunft – sondern erst dann, wenn man ihnen zeigt, dass es Konsequenzen gibt.
Und:
Auch das funktioniert nicht immer.
Denn Logik, Struktur und Reaktionsfähigkeit sind hier keine Grundvoraussetzungen – sondern Glücksfälle.
đź§ Mein Fazit:
Ich wollte nur schlafen.
Ich wollte nicht schreien. Nicht kämpfen. Nicht belehren.
Aber als alles durch war – blieb nur eines:
Ich dreh den Hahn zu.
Und siehe da: Es ging. Plötzlich.
Nicht, weil es vorher nicht ging.
Sondern weil mein Zudrehen das Einzige war, das nicht weggelächelt werden konnte.
Klar:
Die Sonne ist längst untergegangen.
Die neue Pumpe? Nicht gekommen.
Aber vielleicht – nur vielleicht – erinnern sie sich morgen daran,
warum der Hahn wieder zu ist.
Und dass die alte Pumpe jetzt wirklich hinĂĽber ist.
Ich weiß jedenfalls, was zählt:
Dieser eine Blick.
Der Moment, in dem sie wussten:
„Sie meint es ernst.“
Kennst Du auch solche Momente, wo Dir einfach alles egal ist, weil es Dir ernst ist? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Dagmar Thiel: Neustart mit 50+ – geschrieben für Frauen, die nicht mehr durchhalten, nur auswandern, sondern wirklich ankommen wollen. Mit Würde. Mit Widerspruch. Und mit dem Mut, es trotzdem zu machen.