
Vielleicht geht nicht beides – Hilfe wollen und Hilfe annehmen.
Manchmal weiß man schon vorher, wie es endet.
Ich habe wieder eine Wette gewonnen.
Ich ahnte, was kommt.
Aber ich wollte es trotzdem einfach mal gesagt haben.
Ich setze nicht auf Enttäuschung,
sondern auf Vorhersagbarkeit von Verhalten.
Meiner Freundin ging es schlecht.
Richtig schlecht.
Und ich habe einfach gesagt:
Wenn du magst – ich bin da.
Wir hatten verabredet,
sie ruft mich, wenn es so weit ist.
Ich wartete.
Es kam eine kurze Antwort:
Es geht nicht anders. Ich muss mein Haus verkaufen. Ich fahre dann mal zu Karin.
Und ja – sie braucht Hilfe.
Richtig, existenziell.
Und ich weiß, praktisch kann ich nichts lösen.
Nur da sein.
Halten.
Aushalten.
Bis sie ihren Weg gefunden hat.
Ihren eigenen.
Vielleicht kann man nicht beides.
Hilfe wollen und Hilfe annehmen.
Weil Hilfe oft ein Bild trägt,
das sie kleiner macht, als sie ist:
schwach, abhängig, fehlbar.
Aber manchmal ist Hilfe nur eine Leitplanke.
Reflektoren, wenn es dunkel wird.
Ein Taschentuch, wenn nötig.
Oder eine klare Stimme, die sagt:
Halt jetzt still. Ich mach das jetzt.
Hilfe ist Begegnung.
Kein Besitz.
Keine Lösung.
Nur der Punkt,
an dem einer bleibt,
bis der andere wieder selbst gehen kann.
P.S hast du auch Freundinnen, die einfach nur da – ohne Rat-schläge – sind?
Teile es gerne mit,

Dagmar Thiel: Neustart mit 50+ – geschrieben für Frauen, die nicht mehr durchhalten, nur auswandern, sondern wirklich ankommen wollen. Mit Würde. Mit Widerspruch. Und mit dem Mut, es trotzdem zu machen.