Zum Inhalt springen
Startseite » Blog » Ein Bild zum Abschied, aber dann…

Ein Bild zum Abschied, aber dann…

🎨 „Du bekommst was Schönes – hatte ich gesagt. Aber ich hatte nicht mit meinem Herzen gerechnet.“

Ein Bild, ein Versprechen und die Farbe, die nicht eintrocknen will

In meiner Traumwohnung hängt ein Bild, das mir viel bedeutet.
Nicht, weil es teuer wäre.
Sondern weil ich es selbst gemalt habe.
Lange bevor ich ausgewandert bin.
Lange bevor so viel Neues auf mich einstürzte,
dass selbst Farbe auf Leinwand wie ein Luxus wirkte.

Ich hatte das Bild mitgebracht,
aus Deutschland.
Ein stilles Stück von mir.
Reduziert. Dunkel. Kraftvoll.
Kein „Deko-Element“, sondern eine innere Figur,
die einfach bei mir bleiben musste.

Jetzt, wo ich diese Wohnung aufgebe,
war klar: Dieses Bild nehme ich mit.
Aber ich wollte etwas zurücklassen.

Etwas Echtes. Persönliches.
Etwas, das bleibt, wenn ich gehe.

Also habe ich der Wohnung etwas versprochen:

„Du bekommst was Schönes.
Etwas von mir. Zum Abschied.“


💡 Der Plan: ein persönliches Bild als Geschenk

Ich hatte noch eine Leinwand.
Noch Farbe.
Und zum ersten Mal seit Langem:
Lust zu malen.

Ein Motiv hatte ich auch –
aus einem meiner alten Schwarzweiß-Fotos.
Eine Statue vom Ohlsdorfer Friedhof,
die mich immer schon berührt hat.
Nicht dramatisch. Nicht traurig.
Sondern… würdig.

Ich nannte sie eRose
weil sie für mich genau das war:
eine Wandelrose.
Mit Haltung.
Mit Würde.
Und mit einer Zärtlichkeit, die nicht flüstert – sondern einfach da ist.

Ich skizzierte sie mit einer digitalen Vorlage,
dann malte ich sie aus.
Zurückhaltend.
Ganz intuitiv.
Weniger war mehr.
Und plötzlich war sie da.


💔 Und jetzt? Jetzt will ich sie nicht hergeben.

Ich hatte sie für die Wohnung gemalt.
Als Dank.
Als Abschied.
Als Zeichen.

Aber jetzt sehe ich sie an und denke:

„Ich kann dich doch nicht hier lassen.“

Nicht, weil sie perfekt wäre.
Sondern weil sie etwas eingefangen hat,
das ich nicht geplant hatte:
Mich.

Und das fühlt sich nicht wie ein Geschenk an,
sondern wie ein Fundstück meiner selbst.
Ein Satz in Farbe, den ich gar nicht wusste,
dass ich ihn sagen wollte.


🧶 Und jetzt steh ich da:

Die Farben sind noch offen.
Eine zweite Leinwand wartet.
Und ich frage mich:

Wäre es Verrat, jetzt einfach noch ein Bild zu malen?

Ich hatte doch etwas versprochen.
Der Wohnung.
Mir selbst.

Oder wäre das zweite Bild vielleicht genau das:
die Erfüllung des Versprechens – nicht die Wiederholung?


🌿 Vielleicht geht es gar nicht ums Hergeben.

Vielleicht geht es um Wandlung.
Darum, dass ich nach langer Zeit
wieder etwas mit den Händen mache,
was nicht „muss“, sondern „darf“.

Vielleicht war eRose
nicht nur ein Geschenk an die Wohnung –
sondern eine Rückkehr zu mir.

Und das, was ich dort zurücklasse,
muss nicht dasselbe Bild sein.
Aber es darf aus derselben Quelle stammen.

Aus der Quelle,
aus der auch mein erstes Schlafzimmerbild kam.
Und meine Fotos.
Und all die leisen Bilder,
die mich auf den Ausstellungen begleitet haben,
und nur wenige gesehen haben,
aber immer bei mir trug.


🪶 Vielleicht ist genau das die Wahrheit:

Ich habe nie aufgehört zu malen.
Ich hatte nur eine Pause.
Und jetzt bin ich wieder dran.

Und vielleicht…
… hängt auch irgendwann wieder eines meiner leisen Bilder an einer fremden Wand.
Nicht als Abschied. Sondern als Einladung.

Gibt es etwas, was Du wieder anfangen möchtest?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert