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Wohlfühlen nur in Standardmaßen?

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Was bleibt übrig, wenn keiner mehr genau hinsieht?

Vermietung auf Nordzypern – zwischen Menschlichkeit und Mauern

Manchmal frage ich mich, was eigentlich verloren geht, wenn wir aus allem ein Geschäft machen. Wohnung vermieten auf Nordzypern – klingt nach Palmen und Passiv-Einkommen, nach ein bisschen Urlaub mit Rendite. In Wahrheit bedeutet es: putzen, vorbereiten, bangen, hoffen, Nerven blank liegen lassen.
Und ja, manchmal auch: verzweifeln.

Ich habe nicht das Bedürfnis, alles zu beschönigen. Ich weiß, was meine Wohnung ist – keine Hochglanz-Oase, kein Boutique-Hotel, sondern ein Platz zum Wohnen. Mit eigenem Stil, Raum für die eigenen Sachen, sauber, gepflegt, aber eben nicht wie aus dem Möbelkatalog. Ich will, dass sich Leute einrichten, nicht aufdrängen. Ich lasse Platz.

Und trotzdem: Wer heute mietet, bringt einen Standard mit, der eigentlich gar keiner ist. Sondern eine Erwartungshaltung, die immer ein bisschen höher liegt als das, was vorher abgesprochen war.
Die Fotos sind nicht geschönt. Ich schreibe, wie es ist. Und doch wird aus jedem Staubkorn ein Drama, aus jeder fehlenden Glühbirne eine Grundsatzdebatte über „deutschen Standard“.

Standard ist nicht, was IKEA vorgibt. Standard ist, dass ein Mensch sich Mühe gibt, dass es sauber ist, dass man reden kann, wenn etwas fehlt.
Aber reden? Fehlanzeige.

Das, was mir wirklich zu schaffen macht, ist nicht der Aufwand, den ich habe, um alles in Schuss zu halten. Es ist das Gefühl, dass auf der anderen Seite niemand mehr hinsieht. Kein Gespräch, kein Nachfragen, kein gemeinsames Klären:
Sondern Flucht, Drohung, Anwalt, Feindbild.
Der Vermieter als Gegner, der Mieter als Kunde mit Rechtepaket – und dazwischen nichts.

Ich habe mehrfach erlebt, dass Leute voller Vorfreude unterschreiben, einziehen wollen, sich dann alles nochmal überlegen, und plötzlich alles falsch ist.
Kein Anruf, keine Rückfrage, keine Bitte um Nachbesserung – sondern Abbruch, Schuldzuweisung, und wenn es sein muss, der Anwalt als Drohkulisse.
Das macht was mit einem.
Nicht, weil ich schwach bin oder unbedingt jeden halten will. Sondern weil ich mich frage:
Wann ist es eigentlich so selbstverständlich geworden, dass auf der anderen Seite kein Mensch mehr ist?


Erfahrungen mit Vermietung auf Nordzypern: Was wirklich zählt

Es sind nicht die Zyprioten oder Türken, bei denen ich das am stärksten erlebe. Es sind, ehrlich gesagt, die Deutschen. Die mit Erwartungen kommen, mit Vergleichsmaßstäben, mit Unterschieden zwischen „ist das so wie in Deutschland?“ und „warum geht das nicht wie im Hotel?“.
Was dabei untergeht: Dass auch Vermieter Menschen sind, dass Beziehung möglich wäre, dass Reden reicht.

Ich bin nicht verbittert. Aber ich bin klarer geworden. Ohne Vertrag kein Einzug. Ohne Unterschrift keine Zusage. Ohne ein Minimum an Kommunikation kein neues Entgegenkommen.
Und trotzdem – ich halte Platz frei. Für die, die wirklich wohnen wollen. Für die, die sehen, dass hinter der Wohnung jemand steht, der sich Mühe gibt, auch wenn die Glühbirne nicht gleich perfekt ist.
Das ist mein Standard: Menschlich, ehrlich, verlässlich. Kein Showroom, sondern ein Zuhause auf Zeit.


Persönlicher Nachklang: Was bleibt, wenn die Tür zu ist…

Ich kann hier sitzen und sagen: „Das ist halt Business.“ Ich kann noch klarer werden, Regeln aufstellen, mit Maklern Verträge entwerfen, alles absichern.
Und trotzdem bleibt da was zurück, was keine Vereinbarung, kein Rechtsbeistand, kein Kautionsformular abfedert.

Es ist dieses kleine Gefühl, das bleibt, wenn du die Tür schließt nach zehn Stunden Putzen, nach all den Listen, ob auch wirklich alles passt.
Nicht, weil du es nötig hast, dich zu beweisen. Sondern weil du willst, dass jemand sieht: Hier hat sich einer Mühe gemacht. Hier hat sich jemand vorgestellt, wie es sein könnte, anzukommen, und hat das Licht angelassen – auch wenn nur noch eine Birne brennt.

Es ist die Zumutung, dass du nie weißt, wer da kommt. Ob der Mensch, der die Wohnung betritt, überhaupt einen Moment innehält. Ob er sieht, dass da jemand Wasser in die Vase gestellt hat, weil noch kein Gast da war, der Blumen bringen konnte.
Du richtest her, du stellst dich auf Begegnung ein. Und manchmal wird alles, was du gemacht hast, mit einem Satz weggewischt: „Das entspricht nicht dem Standard.“
Welcher Standard?
Der, dass keiner mehr fragt, wie es gemeint war?

Du bist dazwischen. Zwischen Rückzug und Hoffnung.
Du kannst dich abhärten – aber jedes Mal, wenn einer nicht mal zurückruft, sondern gleich mit Paragraphen kommt, wird ein bisschen mehr von dem Gefühl zerdeppert, dass hier Menschen aufeinander treffen könnten.
Nicht als Freunde, nicht mal als Partner – aber wenigstens als Erwachsene, die reden können.

Ich kann so tun, als würde es mich nicht treffen.
Aber ich merke, wie ich immer noch warte, dass einer sagt:
„Danke. War schön. War anders als im Katalog. Aber ich habe mich gesehen gefühlt.“

Nicht, weil ich Lob will, sondern weil dann das, was ich tue, einen Moment lang ankommt.
Und wenn nicht, bleibt die Tür zu, aber das Licht bleibt trotzdem an – irgendwo, für den Nächsten, der vielleicht wieder reden kann.

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