
– wenn Frauen einfach tanzen
Spatzentisch und Warten
Ich kam ins Schill. Kein bekanntes Gesicht, nicht mal die eine, mit der ich hätte tanzen können. Stattdessen: ich lande am Spatzentisch. Das ist der Tisch, an dem man Frauen parkt, die allein kommen. (Paul schnaubt: „Abstellgleis, Lady, Abstellgleis – mit Musikbeschallung.“)
Die Tanzfläche: leer. Die Musik läuft, aber keiner rührt sich. Mehmet zieht mich schließlich auf die sonst leere Tanzfläche – eher Pflichtübung aus Verantwortung als Begeisterung. Ein Tanz, dann wieder zurück. Aber immerhin: getanzt.
Um die Tanzfläche an den Tischen posieren sich die Damen, die Herren überlegen noch…im 6/8 tel Takt.Die Musik lief, die Tanzfläche weiterhin leer. ,
Erste Bewegung zwischen den Tischen
Zwischen den Tischen bewegten sich zwei Frauen. Ihre Männer blieben hocken. Also tanzten sie da, wo gerade Platz war. Ich ging hin. Wir tanzten nebeneinander. Manchmal mit Blick, manchmal nicht. Hauptsache: Tanzen.
Eine von ihnen wagte sich auf die Fläche. Die andere folgte. Ich hinterher. Plötzlich waren wir nicht mehr zu übersehen.
Die Fläche füllt sich
Nach und nach kamen weitere Frauen. Erst vorsichtig, dann mit ihren Hüften, Rücken, Kleidern, voller Energie, als sie miteinander tanzten. Manche für sich, manche mit Grinsen, manche zusammen. Und jede war schön auf ihre Art.
Männer am Rand
Und die Männer? Viele standen am Rand, manche trauten sich gar nicht. Manche griffen sich schnell eine Frau, zogen sie dann zurück in den Paartanz. Und was passierte dann? Gestreckte Po raus, Haltung und Performance. Besitzanzeige statt Rhythmus. Schade auch. War es ihnen zu anstrengend? Oder reichte es als Duftmarke? Nach zwei Tänzen verzogen sie sich wieder – und die Tanzfläche war frei für das, was passierte.
Verschiedene Frauenbilder
Ich sah Frauen, die sich zum ersten Mal trauten. Frauen, die tanzten, um Männer anzuziehen. Frauen, die einfach für sich da waren. Und ich sah, wie manche von ihnen wieder eingefangen wurden – sobald ein Mann kam und sie in Beschlag nahm.
Momente des Führens
Aber ich sah auch etwas anderes: Momente, in denen Frauen die Führung übernahmen. Eine junge, süße Frau etwa – sie wollte mit mir tanzen. Ich bestätigte sie, führte sie, und sie strahlte, weil sie auf einmal durfte. Dann, als ich sie ermutigte, führte sie mich. Zögerlich, unsicher, aber mit einem Strahlen.
Mitten dabei
Und dann dieser eine Mann, der sich nach meiner Einladung einfach mittendrin bewegte. Kein Anspruch, kein Randstehen. Mitten dabei. Willkommen.
Atem der Tanzfläche
Die Tanzfläche atmete. Wenn die Musik frei machte, füllte sie sich mit Frauen. Voll, lebendig, kraftvoll. Wenn der Fluss brach oder die Lust nachließ, gingen die Frauen. Zurück blieben ein paar Paare, verloren wirkend. Dann wieder Musik, wieder Frauen, wieder Leben. Mehrmals an diesem Abend.
Nur Tanzen. Und das ist Leben.
Und wann hast das Lletzte Mal einfach nur so getanzt, mit Dir, mit anderen? Erzähle von Deiner schönsten Erfahrung.

Dagmar Thiel: Neustart mit 50+ – geschrieben für Frauen, die nicht mehr durchhalten, nur auswandern, sondern wirklich ankommen wollen. Mit Würde. Mit Widerspruch. Und mit dem Mut, es trotzdem zu machen.
Können Frauen Salsa auch ohne Partner tanzen?
Ja. Frauen können Salsa jederzeit allein oder miteinander tanzen. Sie müssen nicht warten, bis ein Mann sie auffordert. So entsteht Freiheit und Spielfreude.
Es verschiebt die Rollen: statt passiv zu warten, gestalten Frauen aktiv. Viele erleben dadurch neue Leichtigkeit und Selbstbewusstsein.
Weil Tanzen nicht von einem Partner abhängt. Es geht um Musik, Bewegung und Resonanz. Wer allein tanzt, zeigt: ich brauche kein Gegenüber, um im Moment zu sein.