
jede laute Drohung.
Doch wer danach wirklich hilft, bleibt oft unsichtbar.
Und das System? Läuft weiter – nur leiser.
Willkommen zwischen JetCar-Show und echtem Stillstand.
Genau dort stand ich,
als die Pumpe wieder einmal schrie
und ich beschloss, das Spiel mitzuspielen –
aber zu meinen Regeln.
🧯 Die Nacht, in der ich es nicht mehr aushielt
Die Pumpe kreischt.
Nicht so ein kleines „Ich bin müde“-Kreischen.
Sondern dieses splitternde, rostschreiende Sirren,
das durch die Wände geht,
durch das Nervensystem,
durch alles.
Ich atme tief durch.
Das sagt man ja so.
Ich bin vorbereitet. Ich übe das.
Contenance. Meditationsanker.
Aber heute –
heute geht es nicht.
Ich laufe im Kreis.
Nicht panisch, aber mechanisch.
Wie ein kleines Rädchen, das im Gehäuse klappert.
Gleichzeitig:
Checkliste im Kopf.
✔️ Ruhe bewahren.
✔️ Erinnere dich: Yavaş yavaş.
✔️ Denke in Optionen, nicht in Emotionen.
Hm.
Was könnte ich noch probieren?
Ich hab doch schon alles gesagt.
Alles gezeigt.
Alles durchgespielt.
Dann, still.
Ein Gedanke.
Ein Impuls.
Ich schleiche mich raus –
heimlich, wie ein Teenager beim ersten Liebesabenteuer.
Nicht mit Herzklopfen,
sondern mit einem Schraubenschlüssel.
Und ich drehe.
Den Hahn.
Zu.
Die Pumpe fällt in Stille.
Ich falle mit.
Keine Siegespose. Kein Triumph.
Nur ein Moment der Erleichterung.
Stille ist keine Belohnung –
sie ist Erholung.
🔁 Der Morgen danach
Ich wache auf.
Die Welt ist wieder laut.
Die Pumpe – wieder an.
Jemand hat den Hahn wieder aufgedreht.
Kein Zettel, kein Kommentar.
Einfach: wieder auf.
Systemstatus: „läuft“.
Ich bin kurz verwirrt.
Dann klar.
Ah. So wird also gespielt.
Ich stehe in der Küche,
Tasse in der Hand,
Blick ins Nichts.
Und innerlich rollt sie sich auf –
die Liste.
🧰 Was ich alles versucht hatte:
- Sachlich gewarnt:
„Das Ding klingt nicht gut, könnte bald kaputt sein.“ - Verantwortung ins Spiel gebracht:
„Wenn’s durchläuft, droht Schaden am Gebäude.“ - Empathie aktiviert:
„Ich kann nachts nicht schlafen – das ist wirklich belastend.“ - Beziehungsbrücke gebaut:
„Ich weiß, ihr habt viel zu tun. Vielleicht mal nebenbei?“ - Doppelt genervt:
Beide Zuständigen gleichzeitig angesprochen – damit keiner sich rausreden kann. - Deutscher Werte-Appell:
„Ich finde es gut, dass Sie sich kümmern – das ist wichtig.“ - Beweise geliefert:
Fotos, Videos, genaue Uhrzeiten. - Vertrauen betont:
„Ich lüge Sie nicht an – sowas erfinde ich nicht.“ - Kulturelle Einordnung:
„Ich kenne Nordzypern. Ich spinne nicht rum, ich passe mich an.“ - Klar wütend geworden:
„Yavaş yavaş ist vorbei. Jetzt reicht’s.“ - Letzte Karte gespielt:
„Ich dreh den Hahn ab – mir ist jetzt alles egal.“
Ich schaue auf mein Handy.
Tipp.
Senden.
„Die Pumpe kreischt. Die Lache wächst.“
Und ich weiß:
Nicht weil ich müde bin,
sondern weil ich nicht kampflos mürbe werden will,
schicke ich lieber noch eine Nachricht –
als die letzte Runde nochmal zu drehen.
🛠 Das Ende der Geschichte – zumindest offiziell
Die neue Pumpe kommt.
Mit Pomp. Mit Macherhaltung.
Mit Zigarette und „Darf ich mich setzen?“.
Natürlich darf er.
Sie sind höflich.
Fast charmant.
Der andere kommt nach.
Sieht, dass der erste schon sitzt –
und setzt sich auch.
Wichtig, wach, wettbewerbsbereit.
„Na, hörst du’s? Jetzt ist es leise.“
Ich nicke.
Denn das andere Kreischen hat just in diesem Moment Pause gemacht.
Wie immer, wenn jemand da ist.
Niemand schaut nach dem Schwimmer.
Niemand fragt, wie viele Nächte ich wach war.
Aber beide buhlen um meine Gunst.
Einer will das neue Schweigen für sich beanspruchen.
Der andere das Versprechen, meine Wasserrechnung zu klären.
Ich nicke wieder.
Und denke an Grönemeyer.
„Wann ist ein Mann ein Mann?“
Und ein weiteres Bild taucht auf: ein Bild auf: ein JetCar – ein umgebauter Mercedes auf dem Wasser.
Paul am Steuer, Sonnenbrille, völlig überzeugt, er hätte alles im Griff. Neben ihm Thelma, Blick fest auf den Horizont gerichtet, bereit zum Absprung.
Show statt Substanz. Funktioniert – irgendwie.
Ahmet prüft wichtig die Lage, Alper zieht an seiner Zigarette – und ich frage mich: Wer sitzt hier eigentlich am Steuer? Und was schwimmt da wirklich?
🪞 Und dann kam das leise Fragen
Wer war XY?
Wer hat den Hahn wieder aufgedreht?
Wer hat die stille Grenze unterwandert,
nicht aus Not,
sondern weil das System sich nicht korrigieren lässt –
nur rückabwickeln?
War es jemand,
der nicht sehen wollte,
dass mein Zudrehen ein letzter Schutz war?
Oder war es das System selbst,
das keinen Raum lässt
für stilles Nein?
🧭 Was bleibt?
Würde ist kein Machtspiel.
Sie ist auch kein Sieg.
Würde ist das,
was du nicht verlierst,
selbst wenn dich niemand hört.
Würde ist:
Du weißt, was du getan hast.
Du weißt, was du nicht mehr tust.
Und du lässt dich nicht zwingen,
das Spiel mit anderen Regeln zu spielen –
nur weil du das System verstanden hast.
Aber vielleicht war da doch jemand.
Einer aus dem System.
Nicht auf deiner Seite – und doch nicht dagegen.
Jemand, der nachts den Hahn wieder aufgedreht hat.
Nicht aus Trotz. Nicht aus Rechthaberei.
Sondern vielleicht, um dir eine Nacht zu schenken.
Einen Übergang.
Ein kleines Stück Ruhe, damit du nicht ganz verbrennst.
Vielleicht war es Alper.
Der gesehen hat, dass du es ernst meinst.
Der wusste, dass er keine Lösung zaubern kann –
aber auch nicht zulassen wollte, dass du untergehst.
Vielleicht hat er gehandelt –
weil er sich noch im System bewegen muss.
Weil er nicht offen Partei ergreifen kann.
Aber im Kleinen, im Stillen, doch ein Zeichen setzen wollte.
Und vielleicht war es gerade dieses leise Mitwirken,
das dir ermöglicht hat, nicht zu explodieren,
sondern dranzubleiben.
Nicht laut. Nicht ohnmächtig. Sondern klar.
So bleiben manche Unterstützer unsichtbar.
Und doch entscheidend.
Gerade dann, wenn du denkst, du kämpfst allein.
Das ist kein Happy End.
Aber vielleicht ein Anfang von etwas anderem:
Übergangswissen.
Für alle, die Systeme durchschauen –
und dennoch Würde bewahren wollen.
Und wenn es keinen Alper für dich geben sollte: nochmal
Würde ist kein Machtspiel.
Sie ist auch kein Sieg.
Würde ist das,
was du nicht verlierst,
selbst wenn dich niemand hört.
Würde ist:
Du weißt, was du getan hast.
Du weißt, was du nicht mehr tust.
Und du lässt dich nicht zwingen,
das Spiel mit anderen Regeln zu spielen –
nur weil du das System verstanden hast.
und dass es manchmal klüger ist,
nicht zu weit zu gehen –
nicht weil man schwach ist,
sondern weil man klüger geworden ist
sondern auf den richtigen Zeitpunkt setzt.
Das ist kein Happy End.
Das ist echter Halt.
Und wenn du magst, teile gerne hier Deine Erfahrungen mit Jetski und Gummiwänden…

Dagmar Thiel: Neustart mit 50+ – geschrieben für Frauen, die nicht mehr durchhalten, nur auswandern, sondern wirklich ankommen wollen. Mit Würde. Mit Widerspruch. Und mit dem Mut, es trotzdem zu machen.